Glaubenssätze in der Anwaltskanzlei
Jeder hat sie, diese Glaubenssätze. Jeder handelt danach, und nicht jeder weiß das.
Wer über sich schon seit der Kindheit glaubt „Ich schaffe das“, wird auch noch als Erwachsener alles dafür tun, es zu schaffen.
Jeder hat sie, diese Glaubenssätze. Jeder handelt danach, und nicht jeder weiß das.
Wer über sich schon seit der Kindheit glaubt „Ich schaffe das“, wird auch noch als Erwachsener alles dafür tun, es zu schaffen.
Jeder hat sie, diese Glaubenssätze. Jeder handelt danach, und nicht jeder weiß das.
Der Inhaber eines Glaubenssatzes wählt sein Verhalten so, dass am Schluss der eigene Glaubenssatz immer wieder stimmt: „Siehste, ich wusste es ja, es klappt (nicht).“
Dadurch erwirtschaftet er persönliche Sicherheit.
Skurril und abgefahren? Nein, typisch Mensch.
Positive und negative Glaubenssätze sind rein subjektive Lebensregeln und geben der Welt ihres Inhabers Sicherheit und Orientierung.
Sie ordnen externe Ereignisse automatisch und verlässlich in „schlechte“ und „gute“, fühlen sich an wie feste Persönlichkeitsbestandteile („So bin ich eben“) und liefern unumstößliche Wahrheiten über die Umgebung („So ist das eben“).
Glaubenssätze schaffen Realität und sind für ihre Inhaber wie ein Teil ihrer DNA: Anders als Meinungen, Ideen oder Vorlieben sind sie – in der Regel – nicht bewusst benennbar und damit nicht diskussionsfähig.
Glaubenssätze sind durch objektive Fakten in der Regel nicht beeinflussbar und rotieren in einem geschlossenen, individuellen Energiekreislauf.
Die mindestens 600 Jahre alte Regel aus dem Talmud „Wir sehen die Welt nicht, wie sie ist, sondern wie wir sind!“ beschreibt, dass objektive Informationen – angeblich passiv – „übersehen“ oder aktiv zu „fake news“ erklärt werden, sobald sie mit einem Glaubenssatz kollidieren, da ansonsten der Glaubenssatz nicht überleben würde.
Dagegen kann z.B. der Satz „Frauen werden schlechter bezahlt als Männer“ überall dort kein Glaubenssatz sein, wo Faktenwissen über die Ungleichbezahlung von Frauen und Männern existiert: In vielen Branchen mit Tariflohn, in vielen Branchenvergleichen und in vielen Vergleichen von Einstiegsgehältern ist diese Aussage statistisch beweisbar.
Wenn Anwältinnen mit dem Glaubenssatz „Ich bin es nicht Wert“ auf den statistisch korrekten Satz „Frauen werden schlechter bezahlt als Männer“ treffen, verstärkt die Realität den eigenen Glaubenssatz:
Manche dieser Frauen werden dann erst recht nicht so auftreten und verhandeln, dass sie genauso viel verdienen wie Männer – oder mehr. Unterbezahlung von Frauen wird so auch individuell salonfähig.
Glaubenssätze sorgen für vollautomatisierte Verhaltensweisen.
Sie sind weder schlecht noch gut, sondern stets angemessen zum mentalen Status ihres Inhabers: Sie liefern ihm Energieersparnis, Sicherheit und Orientierung und schützen ihre Besitzer vor Niederlagen und Rückschlägen, egal wie hinderlich oder förderlich ihre Auswirkungen ansonsten im Alltag für den Besitzer selbst sind.
Ausgerechnet durch diese lebensrettende Orientierung entsteht die Unfähigkeit, aus dem Glaubenssatz resultierende Verhaltensweisen selbstkritisch zu hinterfragen.
Glaubenssätze sind ihrem Besitzer so vertraut, dass er in der Regel nicht mal ihren Namen kennt, obwohl sie ihn am Nasenring durch die Manege ziehen dürfen.
Glaubenssätze dominieren Verhaltens-, Denk- und Fühlgewohnheiten. Das tun sie entwicklungsgeschichtlich schon so lange und derart selbstverständlich, dass sie kaum durch ihren Besitzer allein enttarnt werden können.
Glaubenssätze orientieren sich maximal an animalischen (= nicht durch Training „verunreinigten“) Überlebensriten und kommen – als hörbare, ausgesprochene Sätze – in der Regel nur in einem Streit vor – oder unter dem Schutz eines professionellen Coachings.
Ein in der Kindheit erworbener Glaubenssatz klingt, solange er nicht flexibilisiert wurde, aus dem Mund des späteren Erwachsenen immer kindlich, da der der Erwachsene manche Einflüsse, Meinungen oder Anforderungen seiner (Berufs-) Welt tatsächlich wie ein Kind bewertet.
Dasselbe gilt für die versehentliche Veröffentlichung eines Glaubenssatzes durch scheinbar harmlose Formulierungen oder durch einen harten Streit.
Glaubenssätze (und die dazu gehörigen Instruktionen) enttarnen sich sprachlich durch die Kombination aus modalen Hilfsverben (müssen, dürfen, können) und Absolutheitswörtern (immer, nie, jeder, alles).
Sie treten als perfekt getarnter Gegenspieler zu Wissen und Wollen auf, halten selten einem Realitätscheck Stand und klingen (durch Verzicht auf Quantifizierung und Spezifizierung) schmerzhaft anti-intellektuell:
Ich darf nicht gierig sein.
Ich kann niemandem trauen.
Ich schaffe das nicht.
Ich bin es nicht Wert.
Ich muss es anderen Recht machen.
Ich habe keine Zeit.
Ich muss alles perfekt machen.
Ich muss mich anstrengen.
Ich muss alles sofort erledigen.
Ich muss immer der Beste sein.
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Johanna Busmann, Hamburg
31 Jahre Anwaltstraining, Strategieberatung und Kanzleicoaching – Details
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