Werte bestimmen Wege und Verhalten.
Jeder Wert sorgt für Verhaltensweisen, die diesen Wert stützen.
Wer seinen Werte-Wegweisern folgt, schränkt seine Verhaltensmöglichkeiten drastisch ein und macht sich dadurch zu einem verlässlichen Partner für seine Umwelt.
Das gilt für negativ konnotierte Werte (Egal, was er macht; er ist und bleibt egoistisch) ebenso wie für positiv konnotierte (Egal, was er macht; er ist und bleibt verlässlich).
Gewählt wird millisekundenschnell und traumwandlerisch sicher genau jenes Verhalten, das dem Wegweiser am ehesten entspricht – wie es auch geübte Autofahrer im Straßenverkehr machen, wenn sie sich z.B. auf der B72 dem Wegweiser zum Museumsdorf Cloppenburg nähern: Wer dahin will, blinkt, bremst, biegt ab, beschleunigt wieder und biegt bei weiteren Wegweisern noch ein paarmal ab; alle anderen Wege auf der ganzen Welt sind für ihn in dem Moment irrelevant.
Wer dagegen mit Museumsdörfern nichts am Hut hat, bemerkt das erste Schild nicht einmal.
Wichtiges braucht wenig Worte
Dominante Werte einer Persönlichkeit können auch Prinzip, Antrieb, Motivation oder Maßstab heißen und sind jeweils durch ein einziges Substantiv repräsentiert:
Kongruente Werte
Werte sind kongruent, wenn sie zur jeweiligen Rolle passen. Anwalt ist X hat kongruente Werte, wenn er
- als Kegelbruder seinem dominanten Wert „Geselligkeit“ folgt – und Bier trinkt .
- als Papa seinem dominanten Wert „Fürsorge“ folgt – und „Wo die Wilden Kerle wohnen“ vorliest .
- als Insolvenzverwalter seinem dominanten Wert „Image“ folgt – und Vorträge hält .
Solange eine Rolle durch einen passenden Wert gestützt ist und solange dieser Wert zu den passenden Verhaltensweisen, Fähigkeiten und Umgebungen führt, spricht man von Kongruenz einer Person oder einer Organisation.
Werte müssen bleiben, Verhalten nicht
Wer sein Verhalten nachhaltig verändern möchte, muss verstehen, welchen eigenen Wert das bisherige Verhalten bis dahin stützte.
Das neue Verhalten muss denselben Wert stützen.
Der Grund: Werte sind – anders als Verhaltensweisen – Bestandteil der Persönlichkeit; sie dürfen nicht verändert, ersetzt oder gar abgeschafft werden, schon gar nicht durch harte Drogen[4].
Daraus folgt: Wenn das negativ folgenreiche Verhalten bislang z.B. den Wert Bequemlichkeit stützte (Mandanten nicht zurückrufen), muss das künftige Verhalten denselben Wert stützen (Bequemlichkeit heißt dann: Ruhe haben vor seinen weiteren Anrufen und den ständigen, verzweifelten Appellen der Assistenz, indem man den Mandanten sofort zurück ruft, alles Organisatorische auf die Assistenz delegiert oder feste Rückrufzeiten einrichtet).
Werte und Manipulation
Wer die Werte eines anderen Menschen kennt, kann ihn motivieren und manipulieren. Wer die eigenen Werte kennt, kann beides allein mit sich veranstalten. Letzteres kennzeichnet kongruente Menschen und ist der Sinn von Selbstmanagement.
Hausaufgabe für Leser: Hochrangige Werte bei sich selbst erkennen
Da jedes individuelle Verhalten einen eigenen Wert absichert, gilt es also, bei künftigen Veränderungswünschen den hinter dem Verhalten liegenden Wert zu erkennen.
Die Hausaufgabe geht so:
Erweitern Sie die folgende Tabelle um Ihre eigenen Werte (links) und um das von ihnen dazu derzeit gewählte Verhalten (rechts).
Kennzeichnen Sie in der Tabelle daraufhin jene Verhaltensweisen, die für Sie negativ folgenreich sind oder waren (Beispiele fett gedruckt).
Entscheiden Sie für Letztere ein Ersatzverhalten, das denselben Wert zu erreichen hilft – und das Sie sofort einführen.
Hausaufgabenhilfe vom Coach
Sie wollen eigene Werte erkennen? Das geht am einfachsten durch die Frage „Was stelle ich für mich durch mein Verhalten X sicher?“ oder „Warum tue ich das?“
Suchen Sie hilfsweise nach Gemeinsamkeiten aller durch Sie abgelehnten oder gewählten Jobs, Partner, Verhaltensweisen oder Ideen und identifizieren Sie, wozu Ihnen diese Gemeinsamkeiten dienen.