In vier Schritten zur perfekten Kanzleiorganisation
Jedes Organisations-Coaching bindet alle Mitarbeiter ein, und jeder von ihnen erhält feste Aufgaben. Im gewünschten Ausmaß richten alle Mitarbeiter gegenseitige Kontrollen und ein ständiges Feedback ein.
Das Organisationscoaching besteht in vielen Kanzleien aus vier Schritten:
I. Die Mängelliste
Alle Mitarbeiter hatten aus ihrer Sicht zunächst eine Mängelliste von Anwaltsverhalten anzufertigen, und zwar aus allen Abteilungen und mit Namensnennung des jeweiligen betroffenen Anwalts.
Der Coach akzeptierte diese Mängel als Gesprächsgrundlage nur, wenn durch den Mangel eine direkte Beeinträchtigung der Mandanten, der Mitarbeiter und der Kanzleiorganisation die Folge war.
- Jede Beeinträchtigung musste belegt werden mit Beispielen, Zahlen und Zeiten. Nicht spezifizierte und nicht quantifizierte Beeinträchtigungen wurden vom Coach von der Liste wieder entfernt.
II. Strenge Gesprächsregeln
Der Coach etabliert zu Beginn strenge Gesprächsregeln für die Anwälte untereinander, für den Kontakt zu den Mitarbeitern und auch für die Mitarbeiter selbst.
Die Teilnehmer sagten ihren gleichrangigen Kollegen und dann auch den eigenen Mitarbeitern anschließend ins Gesicht, was sie stört und was sie sich von ihnen persönlich wünschen.
- Beispiel: Eine Gesprächsregel verbietet den Kommentar von Lob und Kritik.
Das führte zunächst zu lang andauernden Heiterkeitsausbrüchen, vor allem bei den Anwälten, denn niemand von ihnen war gewohnt, eine Kritik oder ein Lob überhaupt zu hören – und dann auch noch unkommentiert stehen zu lassen.
III. Der Coach als Kanzleiorganisator
Wenn ein Business-Coach engagiert wird, ist er nicht selbst der Kanzlei-Organisator, sondern er stiftet die Führungskräfte der Kanzlei an, eine verlässliche Führung und Organisation zu etablieren.
Dies gelingt nur unter Einbeziehung aller Mitarbeiter und in drei Zeitzonen.
Manche Verbesserung können die Führungskräfte
- sofort umsetzen (Verhalten umstellen)
- mittelfristig umsetzen (vorher noch was lernen= Seminar nötig)
- langfristig umsetzen (Kanzleistrategie ändern = Coaching nötig)
Der Coach notiert im Protokoll alle Hintergründe des Ist-Zustandes (wie z.B. die Unkenntnis von Organisationsmethoden, Zeitvergeudung durch falsche Priorisierung, fehlende technische Hilfsmittel, Bequemlichkeit, Unwillen, Angst, Gewohnheiten oder angebliche Nichtzuständigkeit der Führungsriege.
IV. Implementierung:
Die erste Gruppe der Lösungen ist in dieser Kanzlei die mit Abstand größte. Sie wird sofort beschlossen und – via Anweisung am nächsten Tag – in den Arbeitsalltag aller Anwälte und Mitarbeiter eingeführt, auch wenn dabei zunächst etwas schief gehen könnte – und obwohl manche Neuerungen länger als andere dauern, bis sie bei allen gut sitzen. Geduld ist hier gefragt; Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.
Hinweis: Selbstvertrauen und Mut müssen sich bei allen erst einstellen; Fehler sind dabei keine Rückschläge, sondern normal, und weitere Ideen werden sich unterwegs einstellen, die das Ganze noch effizienter machen als anfangs gedacht.
- Disziplin: Transparenz erhöht Disziplin: Jeder Anwalt und Mitarbeiter verfasst selbst für sich eine in seinen Lieblingsfarben layoutete To-Do-Liste, die er immer wieder mal ergänzt und mindestens drei Monate lang am Computer festklebt, so dass jeder sie einsehen kann.
- Coach als Stütze: Der Coach ist in dieser Kanzlei vier ganze Tage live vor Ort (zwei davon als Seminarleiter) und kann danach in festgelegten Intervallen oder jederzeit in Notsituationen wieder live oder über Videokonferenz hinzu gebeten werden.
[1] Erst, wenn das Anwaltshirn sich daran gewöhnt hat, die volle Breite der Kritik oder eines Lobes anzunehmen, kommt eigenes Vokabular ins Spiel. Das kann ein paar Wochen dauern, weil anfangs die Angst dagegensteht, durch die Kritik an Einfluss oder Größe zu verlieren. Lustig: Einige Anwälte behalten diesen Satz für immer und gehen damit ihren Ehepartnern auf die Nerven.
[2] Die Herkunft eines Problems (liegt immer in der Zeitzone Vergangenheit, also z.B. gestern…) ist im Business-Coaching zunächst für dessen Lösung irrelevant. Aus der Zeitzone Gegenwart entwickeln Klienten direkt die Zeitzone Zukunft. Wenn dabei Hindernisse auftreten, kann der Rückgriff auf Gründe ausnahmsweise notwendig sein.
[3] Diese Methode der schnellen Inhaltssammlung verbietet Diskussion und gebietet spätere Strukturierung der Punkte sowie ein Protokoll. Die Methode wird getrennt in allen betroffenen Abteilungen durchgeführt.
[4] Mehr über Zeitmanagement in der Anwaltskanzlei auf Seite X.